Udo:mitten:drin

Musik & Leidenschaft / Fotografie & more

Zusammen stirbt man weniger allein

Ein Kriminalroman von Dina El-Nawab und Markus Stromiedel

Slapstick & Dialoge

Das Cover hätte mich stutzig machen sollen, der Klappentext jedoch machte mich neugierig. Am Ende bleibe ich zwiegespalten. Doch der Reihe nach.

Anwältin Lizzi steht plötzlich einem „Einbrecher“ in ihrem eigenen Badezimmer gegenüber. Erik, von Beruf Personenschützer gibt vor, von ihrem Vater angeheuert worden zu sein – zu ihrem eigenen Schutz. Das ist in wenigen Worten oder Sätzen der Kern der Story, warum ihr Vater verschwunden ist, warum sie nun dadurch schützenswert wurde – wieso, weshalb man dafür über 400 Seiten benötigt, um es zu erzählen hat sich mir über weite Strecken leider nicht immer erschlossen. Die Dialoge sind einerseits nett, aber nicht immer wirklich logisch erklärbar, die Reise, die Erik und Lizzi in der Folge (widerwillig) gemeinsam antreten, ein langer, epischer, aber leider (für mich) ein sehr zäh fließender Erzählstrang. Natürlich taucht immer wieder die Frage auf „warum hat Vater mir das angetan“ …, „was hat er vor mir geheim gehalten“ … doch weder die Dialoge sind von jener Raffinesse, die man aus anderen (seltenen) Büchern kennt, geschweige denn hätte ich mich dabei ertappt, so etwas wie Spannung nach dem „boh, wie gehts wohl weiter“ empfunden zu haben. Nett erzählt, aber packend geht anders – zumal eben, und das ist in meinen Augen, das Manko in der Story: der rote Faden fehlt. Klar, Vater ist verschwunden, warum weiß keiner, man sucht ihn und die Zeit dazwischen wird mit Gesprächen aufgefüllt, die so etwas wie einen Widerstreit der Charaktere wieder spiegeln sollen, aber schon schnell wird allein hier schon klar, worauf es am Ende hinaus laufen wird. Auch werden beide Protagonisten freilich beschrieben, aber weder Erik noch Lizzi werden wirklich jemals „lebendig“ geschweige denn authentisch. Dazwischen gibt es Stationen, wie die Fähre und dieses und jenes Dorf und eine Panne etc. pp … aber so richtig schlüssig ist es nicht. Man spürt förmlich wie sehr die Story konstruiert wurde.

Ein Beispiel? Lizzi landet gemeinsam mit Erik in einem verlassenen Nest und verspürt doch den Drang mit Frankfurt City telefonieren, oder zumindest die Handyinhalte abrufen zu wollen. Soweit so gut, das jedoch jemand, auf einen Kirchturm klettert und sich dann auch noch so slapstickhaft verhält, dass ihm im entscheidenden Moment (während sich eine Schar Neugieriger (wohlgemerkt in einem kleinen Nest)) versammelt hat, um genau in dem Moment mit zu erleben, wie das Handy über die Brüstung auf irgendeinem Sims landet um dort, wie auch immer, dann doch wieder hervorgefischt zu werden. Unnötig zu erwähnen, dass genau dieser Vorfall kurz darauf viral geht und ausgerechnet die zwei Killer, die auf den Spuren von Erik und Lizzi sind, genau deshalb wieder auf deren Fährte kommen.

Am Ende des Buches dann, auf den letzten 50-100 Seiten wird der Versuch unternommen zu erklären, warum der Vater abgetaucht, die ganze Aktion überhaupt notwendig und somit alles halbwegs einen Sinn bekommen hat.

Fazit

Ein dem Cover entsprechendes Roadmovie mit Slapstick Einlagen, vielen, vielen Dialogen, die nicht immer einen Schenkelklopfer wert sind, alles in allem: lesbar ja, aber mitreißend nein. Ein Krimi muss mehr können. -> **.

*** (c) Udomittendrin. Nov 2022 ***

Weiter Beitrag

Zurück Beitrag

Antworten

© 2024 Udo:mitten:drin

Thema von Anders Norén