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Ladies night

Erfolgreiche Theaterpremiere der Ruhpoldinger Heimatbühne

Wer kennt sie nicht? Die Chippendales. Jene bronzefarbenen Vorzeigemänner in ihren Hochglanzbodys, die zwar ein Klavier tragen, mutmaßlich aber nicht spielen können.

„Ganz oder gar nicht“ – war das deutsche Motto des Filmklassikers „The Full Monty“, der 1997 zum erfolgreichsten britischen Kinofilm aller Zeiten avancierte und 1998 einen Oscar für die beste Filmmusik erhielt. Jener Film handelt (aus weiblicher Sicht leider) nicht von den Chippendales, sondern von der Alltagsversion dieser Spezies.

War es damals das düstere London in den 80iger Jahren, hat sich Regisseur Herman Hipf nach München verlegt und dort die Handlung angesiedelt. Der Mani (Manfred Hartl, sehr seriös und überzeugend), der Norbert (Volker Schweidler, sensationell und brillant in seiner Rolle), der Hans (Michael Lindhuber, unverkrampft, authentisch, perfekt), der Herbert (Hermann Hipf, souverän und spielfreudig), der Karli (Simon Geierstanger, herrlich schräg und wunderbar komisch) sowie, last but not least, der Friedhelm (Fritz Fischer, perfekt tollpatschig und doch so überzeugend) fristen im Münchner Scherbenviertel ein trostloses Dasein ohne feste Anstellung. 

Während Friedhelm sich zu Beginn der Vorstellung erfolglos das Leben nehmen will (der Strick war einfach zu lang), prangen an den Hauswänden der Münchner Bürgersteige unverhohlen die Plakate der Chippendales und offenbaren deren Erfolgstournee. Wenig verwunderlich, dass sich Herbert, Friedhelm und Hans mit dem Gedanken anfreunden auf gleiche Art und Weise großes Geld zu verdienen.

Die Handlung nimmt ihren komödiantischen Verlauf, das Bühnenbild ist wunderbar minimalistisch, sogar die kurzen Umbaupausen finden bei offenem Vorhang statt. Effektvolle Pink Floyd Musik im Hintergrund.

Das Schauspiel aller Akteure, im Stück „Ladies Night“ sind dieses Mal nur die Herren der Schöpfung am Start, ist über jeden Zweifel erhaben. Die Rollen sind den einzelnen Charakteren scheinbar auf den Leib geschrieben, die Szenerie und Handlung ist bisweilen etwas britisch skurril, aber das ist gewollt und auch gut so. Egal ob Friedhelm in seiner etwas trotteligen Art mit Mama telefoniert, einerlei ob Hans einerseits mit von der Partie, andererseits aber am liebsten davonlaufen würde: Herbert fängt sie alle wieder ein und heckt einen Schlachtplan aus.

Dieser mündet natürlich darin, nachdem alle drei sich erst mal vermeintlich heimlich und verstohlen in den eigenen vier Wänden den Stripperkünsten hingegeben haben, das die Truppe Verstärkung benötigt. Dies kommt mit Coach Mani und den zwei hinreißenden Herren Nobert und Karli. Die Vorstellung steigert ihren ohnehin schon komischen und freudigen Charme in neue Eskalationsstufen. Allein für Norbert lohnt sich die Eintrittskarte – ich wiederhol mich gern: Norbert alias Volker Schweidler brilliert wunderherrlich tuntig und ist der erste, der alle Hüllen sofort von sich werfen würde, wenn nicht …

So kommt es schließlich wie es kommen muss. „Ganz oder gar nicht“ heißt das Motto und zu guter Letzt müssen die Jungs raus auf die Bühne, geben ihr letztes Hemd und strippen sich die Emotionen aus dem Körper. Eine Augenweide für alle Anwesenden, eine Wohltat fürs Zwerchfell, ein Genuss auch für Liebhaber der Heimatbühne. Das einzige was fehlt ist der Hinweis auf einen Vorstellungstermin, der wirklich nur Frauen vorbehalten ist, eine echte Ladies Night halt. Karten unter www.ruhpoldinger-heimatbuehne.de. Spieltermine 29.10., 03. und 04.11.2017 im Ruhpoldinger Pfarrsaal.

*** © Udo Kewitsch, 24.10.17 / Zeichen 4340 / Zeilen 61 ***

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