Alles andere als Panik
Der Titel, vor allem unter Bezugnahme auf das rasant auf uns zukommende Thema KI, klang zunächst spannend, der Klappentext ebenso. Also gut .. versuchen wir es.
Bill und Ruth stecken in einer Ehekrise und unternehmen einen „Rettungsversuch“ indem sie für ein Wochenende in einem Luxus Ferienhaus an der Ostsee Urlaub machen wollen. Der Leser fällt im wahrsten Sinne des Wortes mit der Tür ins Haus, bzw. in die Geschichte. Kein Vorspann, kein Versuch, die Charaktere Bill und Ruth auf den ersten Seiten erst einmal „kennenzulernen“ und deren „Krise“ zu verstehen (die auch in der Folge nicht wirklich beschrieben wird). Abrupt befindet man sich bei der Besichtigung mit einer Maklerin, Miranda Kaplan, die dadurch beschrieben wird, dass sie Bill schöne Augen macht und einen Verdampfer raucht. Der Leser erfährt zudem, dass Ruth gehörlos ist und im Zuge dessen sind die Dialoge darauf ausgelegt und werden mit Lippenlesen bzw. Gebärdensprache „übersetzt“.
Man besichtigt das Haus und dem Leser werden immer wieder Plötzlichkeiten vermittelt, die wohl Spannung aufbauen sollen, aber nur stelzig und konstruiert wirken. Ruth stößt im Bad zufällig auf „etwas“ unter dem Badezimmerschrank: ein Messer. Woher das wohl kommt? In der Küche im Messerblock ist der freie Platz für dieses Messer. Bill fällt auf einmal auf, dass ums Haus rum keine Tiere, wie z.B. Eichhörnchen oder Vögel sind. Da kommt – Zufall – eine Ratte über die Wiese gelaufen, die – zackpeng – von einem Metall-Mähroboter „aufgefressen“ wird, so schnell kann man gar nicht schauen. So etwas hat man vorher noch nie gesehen. Beim Blick aufs Gelände erscheint plötzlich ein weißer Hund und „bellt das Haus an“ … warum nur? .. .wenig später taucht genau dieser Hund wieder auf und Bill fragt sich, ob er ihn nicht einfangen kann und vielleicht eine Adresse am Halsband findet. Logisch, nicht wahr? Die Maklerin hat zuvor nur der Gehörlosen Ruth den besonderen Hinweis bzgl. des Schließmechanismus der Türen gegeben, auch das macht in diesem Kontext kaum Sinn.
Als dann Bill beim schlendern über den Garten noch in den „Grashalmen“ eine brachiale Axt, kein kleines Beil, sondern ein Werkzeug mit dem man Wände einschlagen kann, die noch dazu Kerben hat, findet, wird aus Konstruktion ein krampfhaft fiktives Szenario, dem zu folgen mein Leseherz nicht mehr viel länger gewillt war. Die ersten 100 Seiten bestehen exakt aus diesen lieb- und leblosen Fragmenten. Weder Bill noch Ruth wirken irgendwann mal authentisch oder gar lebendig. Die Dialoge sind gestelzt und unnatürlich, Miranda verlässt den Ort so schnell wie sie kam und lediglich eine Nachbarin, die 500m (!) entfernt wohnt will gesehen haben, dass früher aus dem Haus 3 Menschen hinaus, aber nur wieder 2 hinein gingen. Was da wohl vorgefallen ist? Zu guter letzt befindet sich Bill aus heiterem Himmel nachts um 1.30h außerhalb vom Haus und Ruth innerhalb und auf einmal öffnen sich keine Türen mehr (die zuvor noch anstandslos zu arretieren waren). … Spannungsaufbau? Nachvollziehbare Entwicklung eines Handlungsstrang? Authentische Charaktere mit denen man mitfiebern kann? Nein.
So kommt es zu einem Fazit, bzw. für mich zu einer extrem seltenen Konsequenz: ich hab das Buch zur Seite gelegt und nicht bis zur Seite 333 durchgehalten. Funny Fact (und SPOILER ALARM): auf der letzten Seite werden Ruth und Bill aufgefordert eine Bewertung bzw. Sterne von 1-10 für das „Ferienhaus“ abzugeben. Zu keinem anderen Ergebnis komme ich nach dieser für mich sehr ernüchternden unspannenden „Thriller“Lektüre: *.
*** (c) udomittendrin.de, Jul25 ***
