Lachen garantiert – „Der Baderkriag“
Wenn ein Theaterverein auf eine sehr, sehr lange Geschichte und Tradition zurückblicken kann, wächst mit jeder neuen Spielzeit die Erwartung und auch der eigene Anspruch. Das Eisenärzter Bauerntheater erscheint urkundlich erstmals im Jahre 1848 (!) und die Akteure der Neuzeit, allen voran der Spielleiter Alois Lankes, beweisen seit Jahren das Schauspielkunst auch als Hobby hohen Ansprüchen genügen kann. Für die Spielzeit 2025 war nun „Der Baderkriag“ der Auftakt der Saison. Ein äußerst gelungener Start allemal. Doch der Reihe nach.

Der erfahrene Bader Ingnaz Vordermaier (Alois Lankes) betreibt sein Geschäft unmittelbar neben der Gaststube von Qurin Arzbichler (Georg Jackl), mit seinem Hausl (Peter Daubner) und Kellnerin (Ingrun Gehmacher). Die Baderstube, quasi das Arztzimmer und die Gaststube sind auf einer Bühne geschickt getrennte und stet wechselnde Orte der Handlung. Die genannten Protagonisten überzeugen von Beginn an mit hoher Spielkunst und souveränem Charakterbild. Der im Gastraum, der somit automatisch auch das Wartezimmer des Baders ist, wartende Ziegenbauer Irgel Geislechner (Martin Tiefenbacher) hat rektal eine besondere Pein und sorgt bereits in der ersten Viertelstunde für tosendes Gelächter im fast ausverkauften historischen Theater zu Eisenärzt. Die Handlung bekommt eine Wendung, als im zweiten Akt der Medizinstudent und Sohn des Wirtes, Toni Arzbichler (Matthias Schöberl) nach einjähriger Abwesenheit nach Hause kommt. Der angehende Arzt ist der ganze Stolz von Wirt Quirin, der mit seinem Anwesen weitreichende Pläne hat, die auch den Bader betreffen werden. Das Stück bleibt über die gesamte Zeit hinweg äußerst kurzweilig, abwechslungsreich und reizt die Lachmuskeln überdurchschnittlich aus. Die Geschwister Mare & Resi Kotzenrieder stellen ihre hypochondrischen Talente unter Beweis und der Hausl zelebriert seine einmalige Einfältigkeit auf allerhöchstem Niveau. Auch der Hufschmied Hias (Robert Hallweger) ist ein häufig gesehener Gast beim Bader Vordermaier, der über seine Hauptrolle mit Bravour meistert.

Während der Bader gegen die Pläne des Wirts arbeitet, verzagt dessen Sohn Toni zunehmend, obendrein ist er mit seiner neuen Freundin Leni (Regina Mauerer) guter Hoffnung, deren Vater Herbert Sailinger (Gastrolle Helmut Spannring), Bräustüberl Besitzer, von alledem nichts weiß. So entwickelt sich eine turbulente Konstellation, die erst im dritten Akt etwas nachdenklicher und leiser, aber nicht minder unterhaltsam wird und in einem furiosem Finale mündet.

Kann der Bader die Pläne des Wirts vereiteln, welches Geheimnis plagt den Toni und seine Leni, was wird aus der (unerwiderten) Liebe von Kellnerin Burgl zum Hofschmied und können die Leiden vom Ziegenbauer und den Kotzenrieder Schwestern geheilt werden? Fragen die erst im Laufe des sehr unterhaltsamen und gelungenen Abends eine Antwort finden werden. Irmi Bauhofer, die als Souffleur nur am Ende ein- zweimal kurz einspringen musste, zeichnet auch für die hervorragende Maskerade verantwortlich, die sowohl das Stück als auch deren Darsteller ins beste Licht rückte.

Alles in allem: eine äußerst gelungene Premiere des Eisenärzter Bauerntheaters, die Rollen allesamt perfekt besetzt und ausgefüllt, Regie, Bühnenbild und die charismatischen Figuren nahezu fehlerfrei und vor allem eines: kurzweilig, lustig und grimmig unterhaltsam. Karten für die restlichen Termine bei der Touristinfo in Siegsdorf unter 08662 4987-45.
*** ©, Udo Kewitsch
Jul 25
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