Udo:mitten:drin

Musik & Leidenschaft / Fotografie & more

Der Winter des Propheten

Lauwarmer Thriller

Der Klappentext war vielversprechend:

In einem Hotel in Sarajevo verbringt die schwedische Diplomatin Ylva Grey ein Schäferstündchen mit ihrem Kollegen Anders Krantz. Kurz darauf trennen sich die beiden, sodass Anders allein in der Lobby ist, als dort eine Bombe explodiert. Unterdessen versucht im winterlichen Uppsala der Student Elias Krantz verzweifelt, seinen Vater zu erreichen – und muss von dessen Tod erfahren. Ylva, die mit dem Leben davongekommen ist, nimmt Kontakt zu Elias auf. Gemeinsam wollen sie herausfinden, was hinter dem heimtückischen Anschlag steckt. Und müssen im Kreuzfeuer von Geheimdiensten, Regierungen und mächtigen Unternehmern sehr bald um ihr Leben laufen 

Die Story beginnt auch so wie beschrieben … und anfangs sind die einzelnen Stränge auch noch weitgehend plausibel und es kommt so etwas wie Spannung auf. Doch der Schreibstil von Hakan Östlundh ist gewöhnungsbedürftig. Kurze Sätze, allesamt in der Gegenwart gehalten schaffen kaum Stimmung, nur wenig Raum für Phantasie. Das klingt dann im etwa (fiktiv) so: „Ylva geht zum Kühlschrank. Sie hat Hunger. Ylva findet aber nichts nach ihrem Geschmack und schließt die Kühlschranktür. Ylva denkt über die Ereignisse nach“.

Auch mit zunehmender Erzählung, es kommen einige (für deutsche Leser schwer verständliche) schwedische Ortsnamen und Vor/Nachnamen hinzu, fehlt die zündende Initialfunke für eine fesselnde Story. Klar, die Bombe ist explodiert und ja, Ylva und Elias haben ein Motiv, die Wahrheit herauszufinden. Es gibt ein paar Leichen, ein paar konstruierte Begegnungen und es erscheinen auch zwei „Polizistinnen“ auf der Bildfläche, die man anfänglich aber nur schwer einordnen kann.

So schleppt man sich Kapitel für Kapitel vorwärts und ein richtig prickelnder roter Faden war für mich zu keinem Zeitpunkt erkennbar. Auch die eingangs erwähnte Tatsache, dass Elias einen Gehirntumor hat und auf einen Befund ebenso wartet wie auf einen OP Termin, schwappt immer wieder mal an die Oberfläche der Story, ein echter Cliffhanger wird daraus aber nie – ebenso wenig wie die „Auflösung“ zu diesem Unterpunkt am Ende der Geschichte irgendeine Erhellung bringen kann.

Fazit:

was gut beginnt, wird – auch aufgrund der doch eigentümlichen Schreibweise – schnell zum eher ermüdendem Lesen, denn zum pageturner. War am Anfang so etwas wie Spannung vorhanden, so musste ich spätestens ab Mittelteil feststellen, dass die Geschichte irgendwie zerfasert und zu keinem Zeitpunkt dem Genre „Thriller“ gerecht wird. Auch die irgendwann einmal sichtbare Auflösung vermag wenig „aha“-Effekt zu zaubern. Dachte ich am Anfang noch „ich bin gespannt, wie die Thriller Triologie rund um Elias Krantz sich wohl weiter entwickelt“, so war für mich spätestens im letzten Drittel dieser Funke erloschen. Schade.

Weiter Beitrag

Zurück Beitrag

Antworten

© 2024 Udo:mitten:drin

Thema von Anders Norén