von einem der auszog …
Hubertus Koch hat es in gewisser Weise geschafft. Er ist in seinem Metier sprichwörtlich von unten nach oben durchgereicht worden … er hat es, wie man so schön sagt, tatsächlich geschafft „ERFOLGREICH“ zu sein. Ein Star, ein Promi, einer der Preise gewinnt und auf dem Höhepunkt auch über rote Teppiche schreiten kann. Jetzt ist natürlich die Definition von Erfolg, Star & Prominenz sicherlich durchaus differenzier-fähig, nicht destotrotz gelang Hubie, wie er vielerorts genannt wurde, der Weg vom kleinen Youtuber zum renommierten Journalisten. Soweit sogut. Soweit, so sehr auch schon mal bis hierher spannend.
In seinem Buch „Lost Boy“ setzt die Erzählung aber im Grunde erst gegen Ende des Erfolges oder konkreter auf seinem Höhepunkt ein. Hubertus Koch erzählt weniger darüber, wie er es von unten nach „oben“ geschafft hat, sondern beginnt mit seiner Biografie in Sarajewo, dort wo er ausgebrannt und leer aus dem Bus steigt und von all dem Ruhm und all der Ehre die – pardon – Schnauze voll hat.
Er erzählt von seinem Roadtrip, von seiner Suche nach sich selbst, auch von Drogen und seinem Weltschmerz. Er nimmt den Leser mit zu seiner ganz persönlichen kleinen Reise, die freilich auf dem finanziell gut gepolsterten Bett eines Grimme-Preisträger weitgehend sorglos sein kann, aber nicht auf Luxus baut. Im Gegenteil, die selbstgedrehte Kippe begleitet ihn regelmäßig, wie auch der Joint sein Freund ist, es wird getrampt oder schnorrend nach dem Zufallsprinzip mitgereist. Er lernt Menschen kennen, freundet sich an und aus und durchlebt seine persönliche Krise ebenso wie er schonungslos einen imaginären Spiegel mit sich führt, den er der Gesellschaft vorhält. Wie verlogen und unehrlich sie doch oftmals ist.
Koch spannt in seinem Buch eindringlich und offen ein weiten Bogen, er beschönigt nichts, im Gegenteil, so manches populäre Schimpfwort kommt regelmäßig vor, auch der Joint und Alkoholkonsum findet tagaus tagein Niederschlag in seiner Aufzeichnung (am Ende ertappt man sich beim Lesen dann schon auch mal bei einem „jezz is aba auch jut“). Aber die Lektüre ist nicht wirklich schleppend, sie ist – wer autobiographisches mag – eine Episode aus einem bunten Leben. Der gesellschaftliche Spiegel zeichnet ein Bild, dass nicht jedem gefällt, aber zumindest in der Hubert Koch Sphäre und darüber hinaus weit mehr als nur ein Korn Wahrheit enthält. Auch die kleinen, aber steten zwischenmenschlichen Begegnungen und Erlebnisse bereichern das Buch, dass weder ein Ratgeber geschweige denn ein Reiseführer sein will. Und trotzdem erfährt der neugierige Leser auch viel über Land & Leute im Kosovo, in Albanien, Bosnien oder Montenegro.
Fazit: lesenswert unterhaltsam, manchmal gewöhnungsbedürftig ob der wiederkehrenden Kraftausdrücke und dem anhaltenden Jointkonsum, aber niemals langweilig, im Gegenteil. Freilich gesellschaftskritisch und alles andere als ein „die Welt ist rosarot“-Bericht. Ein Lebenskapitel, das dann aber auch relativ abrupt endet und den Leser (vielleicht bewusst) nachdenklich zurücklässt. Guter Stoff :-).
*** (c) udomittendrin, Jul25 ***
