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Himmegugga

1001 Nacht in Riedering

Der Himmegugga feiert nach 10 Jahren seine tausendste Bühnenvorstellung

Am 19. August 2006 stand der Himmegugga zum ersten Mal in seinem Bühnenleben in seiner sonderbaren Hütte und blickte zum Himmel hinauf. Seither hat die große Theater Familie rund um Elfriede und Erwin Ringsgwandl mit unendlich viel Leidenschaft, sagenhafter Euphorie und bemerkenswertem Fleiß weit über 100.000 Besucher nach Riederíng gelockt. 

Am Montag, 06.06.2016, war es dann soweit. Eintausend Bühnenaufführungen, eintausend Mal den Zucker in der Tasse mit dem Rührautomaten verschüttet, eintausend Mal mit der Einseifmaschine die Rasur vorbereitet, eintausend Mal das Telefon nicht abgehoben und viele, vieles wunderbares mehr. Elfriede Ringsgwandl hat sich ihren Lebenstraum erfüllt, das Ensemble füllt den kleinen Saal im dicht gedrängten Palast-Zelt mit einer märchenhaften Atmosphäre, die Darsteller (viele seit der ersten Stunde dabei) sind alle ein bisschen „Himmegugga“. Es ist greifbar ergriffen und die Einzigartigkeit des Abends liegt in der Luft.

Es ist hilfreich, wenn man der bayrischen Sprache mächtig ist, es ist auch hilfreich, wenn man sich frei macht, von der Vorstellung was normal zu sein hat. Der Himmegugga (Huber Wast und Günther Maier teilen sich die Rolle – beide sind äußerst bravourös) ist nicht im klassischen Sinne normal (doch wer definiert normal?), er ist ein wenig schrullig und sonderbar, hat Dinge erfunden, die die Welt vielleicht nicht braucht und lebt mit seiner Tochter Marie (überzeugend Maria Ringsgwandl) in seiner merkwürdigen Werkstatt. Und ihn treibt ein Rätsel um. Die Antwort kennen nur die Bewohner aus dem All, die zu kontaktieren er mit Hilfe einer seiner vielen Maschinen versucht. Die Szenerie wechselt über die ca. zwei Stunden Spieldauer kaum, doch dem Publikum werden immer neue Reize geboten. Klabautermännner, sogenannte Dachrinnsiedler, kleine gschlamperte Wesen, treiben ihren Schabernack, während der Himmegugga friedlich auf dem Kanapee grunzt. Wunderbar sonderbar all das. Herrlich gefährlich auch für die Besucher der ersten Reihe, bekommen sie doch das Wasser und den Rasierschaum auf direktem Wege ab.

Die Geschichte, tausend Mal erzählt, ist eine listig lustige, melancholisch, humorig, launig aber vor allem eines: einzigartig. Die Dialoge strotzen vor Kraft, Langeweile ist in Riedering ein Fremdwort. Die Bühnenausstattung, die Kostüme, die Darsteller: suchen Sie sich, lieber Leser, ein Superlativ Ihrer Wahl aus. 

Alle waren anwesend. Angela Merkel, sogar Barack Obama, der Riederinger Bürgermeister und natürlich das Bayrische Fernsehen. Das sich ein Schauspieler aus dem nicht minder erfolgreichen Stück „Gsindelkind“ auf der Bühne verirrte, zeigt mit welchem Engagement alle vom Theater Team ihren Einsatz bringen. „Ja, wos, i bin gar net dro? Ja, dann hab i heit frei?“ freut er sich und verschwindet nach seinem Kurzeinsatz durchs „Scheißhäusl“ hinaus in das weite Palast-Zelt.

1000 Mal gespielt und doch zauberte die sympathische Elfriede Ringsgwandl noch eine Überraschung aus dem Hut. Das Buch „Himmegugga“ mit liebevollen Illustrationen vom Huber Wast gab es erstmals zur Jubiläumsveranstaltung zu bewundern. Der Text entstammt der Feder von Elfriede Ringsgwandl, die dem Himmegugga somit auch auf diese Weise ein kleines Denkmal setzt. Es wäre nicht verwunderlich, wenn manch einer es auch tausend Mal liest. Apropos Wiederholungstäter. Nahezu jeder angesprochene Besucher gab kund, bereits mehrfach Gast im Zelt gewesen zu sein. Insofern gilt wohl auch für die nächsten Jahre das Versprechen der Gastgeberin: „wir spieln solang, bis koana mehr kimmt.“ Wir werden berichten.

Seither sind wieder einige Vorstellungen vergangen …. und es werden nach Corona noch viele weitere folgen. Sehenswert ist der Himmegugga sicherlich auch 2000 Mal.

Bleibt gesund ! (Apr20)

*** © Udo Kewitsch, 07.06.2016 / Zeichen 3643, Zeilen 51   ***

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