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Sarah Connor

Der Spruch ist altbekannt: „Gut Ding will Weile haben“ – das ist überliefert und wird gerne augenzwinkernd verwendet. Im Falle der Entstehungsgeschichte von Sarah Conners aktuellem Album „Muttersprache“ darf er mit Fug und Recht zitiert werden. Nicht weniger als fünf Jahre hat sich Sarah Connor Zeit genommen für ihre „Muttersprache“, für Songs, die keinesfalls in das „Klischee“ Schlager passen, für ihre eigenen Texte und ihr eigenes künstlerisches Selbstverständnis. Doch von vorn.

Mit 19 schickt Sarah Connor ein Tape an ein Musiklabel und wurde erhört. Mittlerweile belegen über sieben Millionen Plattenverkäufe eindrucksvoll: die in Berlin lebende Hamburgerin hat ein Händchen für Hits. Doch Hits sind nicht alles und so zog sich Connor 2010 ein Stückweit aus dem aktiven Musikzirkus zurück und widmete sich sowohl der Familie, ihren Kindern, blieb jedoch der Musik treu.

Nach fünfjährigem Entstehungsprozess war die „Muttersprache“Tournee 2016 ein voller Erfolg und restlos ausverkauft. 2017 wurde diese Serie fortgesetzt und fand einen neuerlichen Höhepunkt am vergangenen Wochenende beim Rosenheimer Sommerfestival. Ein wunderbares Konzert vor fast ausverkauftem Haus in der herrlichen Kulisse des Mangfallparks.

Nachdem Nico Santos einen fröhlichen und musikalisch guten Support auf die Bühne zauberte, lag es nunmehr an der hübschen Sängerin das Rosenheimer Publikum weiter in OpenAir Stimmung zu versetzen. Es gelang. Sichtlich gut gelaunt verrät Connor gleich zu Beginn erstmals wieder allein in einem Hotel geschlafen zu haben und bezieht das Publikum von Anfang an mit ein. Deutschsprachige Songs aus dem Album Muttersprache sorgen beim textsicheren Publikum für lautstarke Unterstützung. Sarah wirbelt von links nach rechts, von rechts nach links und nimmt jeden Kontakt dankbar auf. Sie klingt aufrichtig, emotional vor allem aber authentisch. Das ist keine Show, die absolviert wird, damit ein Konzert mehr in der Statistik steht, dass ist ein echter Live Act, der Laune macht, der begeistert und im Zweifel auch mal die Setlist durcheinander bringt.

Dies geschieht als Sarah ein Mädchen auf die Bühne holt und ihre Bitte erhört mitsingen zu wollen. Doch statt der vorgesehenen Nummer sagt die kleine Dame selbstbewusst: „ich hätte gerne Bonnie & Clyde“ – ein Wunsch, der ihr nach kurzer Rücksprache mit der Band prompt erfüllt wird. Das Publikum ist begeistert und applaudiert nach bestandener Feuertaufe der 10jährigen Schülerin umso intensiver. Songs wie „Anorak“ oder auch das wunderschöne „Kommst Du mit ihr“ oder auch das bedingungslose „Bedingungslos“ begeistern, gehen unter die Haut und ins Ohr. So geht Live, so springt der Funke von der Bühne ins Publikum und zündet. So mag es nicht verwundern wenn im Rosenheimer Mangfallpark die Laune bestens, die Stimmung nahezu euphorisch war.

Sexy wie eh und jeh präsentiert die 38jährige souverän ihre ganz eigene Muttersprache, wechselt gelegentlich auch mal ins englischsprachige Lager, bleibt aber über die gesamte Show an diesem lauen Sommerabend hinweg mit Leidenschaft dabei. Die Band ebenso perfekt ausgewogen, wie die stimmliche Leistung von Sarah Connor. Ein runder Abend auf einem sehr schönen Festival. Rosenheim sollte nicht allzuviel „Weile haben“ solche Musiker wieder einzuladen.

(begeistert) –> (c) Udo Kewitsch für udo:mitten:drin, 2019

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