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Musik & Leidenschaft / Fotografie & more

Mark n Simon

Musik & Comedy im ausverkauften Nuts

Treffen sich zwei Musikanten vor vierzig Jahren in der Fußgängerzone und seither spielen sie. Beginnt wie ein Witz, endet ehrlich. Mark & Simon stehen seit nunmehr 40 Jahren gemeinsam auf der Bühne und es ist nicht überliefert, ob der Klamauk oder die Musik ursächlich für diese Freundschaft war. Wahrscheinlich beides.  Zum 21igsten Mal beglückten sie das ausverkaufte Nuts auf ihre ganz eigene unnachahmliche Weise und nicht nur die Stammgäste (manch einer 18x oder gar 20x dabei) waren gekommen, um sich der Kurzweil hinzugeben.

„Die Forscher fanden heraus und dann gingen sie wieder hinein“. Es grenzt schon ein Stückweit an Slapstick, was Mark da in manch kurzer Sequenz ablieferte. Nicht selten verschob sich der Publikumslacher um ein paar Sekunden nach hinten, mussten die deutschen Zuhörer, doch die britisch gefärbte Pointe aus Native Speaker Sicht erst einmal vernorden und verstehen. Das war nicht immer einfach. Wer versuchte die Sinnhaftigkeit der „Akte Eggs“ zu verstehen, der Einband sorgfältig mit Spiegelei Motiven geschmückt, wurde zunächst einmal darüber aufgeklärt, dass die moderne Droge „Eggstasy“ eine Partydroge ist. Und wer hat diese unters Volk gebracht? Die EggsStasi Mitarbeiter. Ja, manchmal brauchte man diese Sekunde.

Keinen Moment zu lang dauerte der Weg von der klingenden Gitarrensaite bis unter die Haut. Der gewagte Spagat Comedy und Klamauk mit Musik, Coversongs und Parodie zu vermengen gelang dem Duo glamourös und bravourös. Eine ungewöhnliche Mischung, will man nicht zwischen die Mühlen geraten. Das Nonsens-Mühlrad, welches einem jede Ernsthaftigkeit und somit auch ein Stück seriöse Kompetenz abspricht und der „ich bin ein Musiker Schleifstein“, der komische Elemente ausschließt. Im Falle von Mark & Simon wird feinstes Schießpulver daraus. Pointierte Lachsalven folgen auf musikalische Trommelfeuer.

Wer kann sich beim legendären „Locomotive Breath“ von Jethro Tull nicht an seine Jugendzeit erinnern. Ian Anderson kraftvoll interpretiert von Simon – der Querflötenspieler war der in Pfaffing wohnende Engländer Ray King, der über den Abend hinweg mit seinen Blasinstrumenten immer wieder zu begeistern wusste. Wenngleich man darüber hinweg sah „Chris de Burger“, jener der mit seinen Augenbrauen singt, zu parodieren, so kamen bei der Anspielung von Simon & Garfunkel (Mrs. Robinson) oder auch bei AC/DC wahrhaft gute Gefühle auf. Mein persönliches Highlight des Abends jener Moment, als Mark sich anschickt in die Rolle des „gestonten“ Keith Richard zu schlüpfen und auf seinen Counterpart Mick Jagger zu warten, der nahezu genial von Simon verkörpert wurde. So geht Parodie, so geht Covern, so geht Emotionstransport.

Aber auch Helene Fischer wusste zu begeistern, wenngleich sie an diesem Abend nur Augen für den Fotografen von der Presse hatte, so gelang ihr das „Atemlos“ als Gesamtperformance begleitet von tosendem Applaus und Gelächter. Joe Cocker, alias Simon, schmetterte sein „With a little Help“ unterstützt von einer halben Flasche Jim Bim so überzeugend in den Nuts Himmel, dass Woodstock wieder auferstand.

Mark & Simon gelang nicht nur der Witz/Musik Spagat, sie zirkelten auch zielsicher in die eigens ausgelegten Fettnäpfchen, stapften durchs Porzellan und zerdepperten bewusst so manche Erkenntnis. Wenngleich manches Mal auch an der Grenze von „zu flach“, nahmen sie dann aber unbeirrt sofort Kurs auf die Lachmuskeln, diese konnten sich nicht erwehren. Gestik und Mimik, besonders in den entgleisten Gesichtszügen von Mr. Simon brachte so manche Dame an diesem Weiberfasching um den Verstand.

Kurzum: ein äußerst kurzweiliger Abend, gewürzt mit sehr viel Lebensfreude und der Lust am leichten Spiel, verfeinert mit schöner Musik, die zu alledem auch noch direkt ins Herz ging. Dass die Zugabe Überlänge hatte zeigte die Hingabe der beiden Künstler, die das begeisterte Publikum aufforderten wiederzukommen, sie werden dann wahrscheinlich auch dabei sein.

*** © Udo Kewitsch, 21.02.20 / Zeichen 3967/ Zeilen 59  ***

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3 Kommentare

  1. Gabriele Skarda 21. Februar 2020

    Danke für den Artikel Udo Kewitsch, gut dargestellt ! Und für wahr…. MARK´N´ SIMON sind ein „Gesamtkunstwerk“ , einzigartig, unverwechselbar und Spaß Pur. Ich nenne es „Die britische Art zu lachen“ 🙂

  2. cevau26 22. Februar 2020

    Sehr schöne Wiedergabe eines gelungenen, runden Abends… 👍 Tolle Pics

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